Eine emotionale Erpressung kann nur dann funktionieren, wenn zwei Menschen daran beteiligt sind - nämlich der Täter (der Erpresser) und das Opfer (der Erpresste).
Der Erpresser kann nicht erpressen, wenn das Opfer sich nicht erpressen lässt
So hast auch du als Opfer einen Anteil an der emotionalen Erpressung, was aber keinesfalls heißt, dass du die Erpressung verursacht hast oder Schuld daran bist.
Die meisten Opfer einer emotionalen Erpressung sind sich nicht bewusst, dass sie einen Anteil an der Erpressungsgeschichte haben.
Aus Liebe zum Partner tun sie Dinge ihm zuliebe. Oder sie glauben nur ein guter Partner zu sein, indem sie machen, was der Partner möchte.
Das Opfer hat oft auch Angst, dem Partner nicht zu genügen.
Vielleicht hast du als Opfer aber auch eine Erziehung genossen, in der es nicht gewünscht war zu hinterfragen und zu seinen eigenen Bedürfnissen zu stehen.
Eine andere Möglichkeit ist auch, dass dir als Opfer die Erpressungsversuche durchaus bewusst sind, dass du aber keine Möglichkeit siehst, dich zu wehren.
Häufig ist jedoch weder dem Erpresser noch dem Erpressten klar, was in der Beziehung geschieht.
Es gibt Dinge, die einen Menschen erpressbar machen
Das ist z. B. ein übermäßig großes Bedürfnis nach Anerkennung, ein starkes Harmoniebedürfnis und große Selbstzweifel.
Aber auch eine Veranlagung, sich für das Leben anderer verantwortlich zu fühlen, macht einen Menschen erpressbar.
In einem gewissen Rahmen ist es normal, von seinem Partner Anerkennung zu wünschen.
Wenn es aber so ist, dass immer nachgegeben wird, nur um Anerkennung zu bekommen, ebnet das die Bahnen für eine emotionale Erpressung.
Wenn du in einer Beziehung immer nur Anerkennung haben möchtest, darfst du an deiner Selbstliebe arbeiten lernen deine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und dazu zu stehen.
Vielleicht hast du aber auch Angst, dass die Beziehung auseinanderbricht, wenn du dich dem Willen des Erpressers nicht fügst oder du hast häufig Schuldgefühle und glaubst ein schlechter Partner zu sein, wenn du nicht nachgibst.
Ängste, dem Partner nicht zu genügen, ein übermäßig großes Bedürfnis nach Anerkennung oder aber auch nicht zu eigenen Bedürfnissen stehen zu können, kann man wunderbar mit einer Systemaufstellung lösen.
Was kann ich gegen eine emotionale Erpressung tun?
Schritt 1 – Erkenne die emotionale Erpressung
Um überhaupt etwas ändern zu können, musst du zuerst erkennen, dass du Opfer einer emotionalen Erpressung geworden bist.
Wirst du zu Unrecht unter Druck gesetzt? Versucht dein Partner, dir ein schlechtes Gewissen zu machen, um seine Forderungen durchzusetzen?
Erst wenn du realisiert hast, dass du Opfer einer emotionalen Erpressung bist, kannst du etwas ändern.
Schritt 2 – Schau zuerst bei dir selbst
Sind die Anschuldigungen deines Partners gerechtfertigt?
Höre deiner Partnerin zu und versuche ihre Wünsche und Bedürfnisse zu verstehen.
Manchmal ist die Kritik vielleicht gerechtfertigt. In diesem Fall kannst du an dir arbeiten und dein Verhalten verändern.
Ist die Kritik nicht gerechtfertigt und wirst du emotional unter Druck gesetzt durch:
- Erzeugen von Schuldgefühlen ("Wenn du es nicht machst dann muss ich es eben selbst machen. Dann hilfst du mir eben nicht. Ich werde schon irgendwie klar kommen.")
- Androhung von Trennung, Scheidung, Selbstmord ("Wenn du nicht .... dann ziehe ich aus/bringe ich mich um.") • Vergleich mit anderen ("Der Mann meiner Kollegin macht auch...")
- Erinnerung an Verpflichtungen ("Du hattest mir doch versprochen, dass...")
- den Vorwurf egoistisch zu sein ("Du könntest ruhig auch mal etwas für mich tun...")
- alte "Vergehen" aufwärmen ("Damals hast du... Das werde ich dir nie verzeihen.") hast du es mit emotionaler Erpressung zu tun.
Schritt 3 – Lass dich nicht unter Druck setzen
Emotionale Erpressung funktioniert nur, wenn sich das Erpressungs-Opfer unter Druck setzen lässt.
Mach dir bewusst, dass jeder Mensch für seine Gefühle selbst verantwortlich ist.
Du musst nicht nach den Vorstellungen des anderen funktionieren, um geliebt zu werden
Rede mit deinem Partner über deine eigenen Gefühle und Wahrnehmungen in Ich-Botschaften. Sprich über dich, deine Gefühle und dein Erleben.
Vermeide deinem Partner Vorwürfe zu machen.
Schritt 4 – Sei geduldig
Hab etwas Geduld mit deiner Partnerin. Muster, die oft schon seit der Kindheit bestehen, sind nicht von heute auf morgen zu verändern.
Gib dem anderen eine Chance, indem du nicht mehr das Opfer der emotionalen Erpressung bist
Sollte sich jedoch am Verhalten deiner Partnerin nichts ändern, dann ist es Zeit, dass du dir Hilfe holst.